Ein Blog über Wut, Trauer und das Vertrauen ins Leben

wir haben eine sehr ehrliche, mutige Frage bekommen, die tief berührt. Sie lautet:

„Zu fühlen, vor allem Wut und Trauer, fühlt sich verzehrend an. Wenn ich das zulasse, habe ich die Vorstellung des Sterbens. Ich habe das Gefühl, mein Herz hält das nicht aus. Bei Liebe ist das anders – die darf fließen. Aber was mache ich mit der Wut und Trauer, wenn sie zu groß sind? Wo ist ihr Platz? Und wie überwindet man den Gedanken, dass das nicht heilbar ist?“

Was für eine wichtige Frage. Vielleicht hast du sie dir auch schon mal gestellt – ganz leise, irgendwo in dir. Vielleicht genau in jenen Momenten, in denen dein Körper bebt vor Schmerz oder du dich kaum traust, hinzusehen, was da in dir drückt, brodelt oder weh tut.

Wir möchten heute einen Raum aufmachen für genau diese Gefühle – für die Angst, die Verzweiflung, die Wut, die Tränen – und gleichzeitig für die Kraft, die darin liegt, wenn wir uns ihnen wirklich zuwenden.

Warum starke Gefühle so bedrohlich wirken – und was wirklich dahintersteckt

Es fühlt sich oft an, als würden wir innerlich untergehen, wenn sich Wut oder Trauer zeigen. Als würde etwas sterben – und das tut es tatsächlich: unser altes Schutzsystem. Unser mentales Konstrukt, das Gefühle kontrollieren, wegdrücken, rationalisieren wollte.

Aus psychologischer und neurowissenschaftlicher Sicht ist das absolut verständlich. Wenn unser Nervensystem über Jahre hinweg gelernt hat, unangenehme Emotionen zu vermeiden, wird ihr plötzliches Auftauchen als Gefahr interpretiert. Das limbische System – vor allem die Amygdala – schlägt Alarm. Der Körper gerät in Kampf, Flucht oder Erstarrung.

Und genau deshalb braucht es einen sicheren Rahmen. Einen Raum, in dem Gefühle gefühlt werden dürfen – ohne dass sie zerstören. Ohne dass wir uns selbst oder anderen schaden. Sondern mit der Intention, sie zu durchfühlen und zu entladen.

Gefühle wollen nicht weg – sie wollen gefühlt werden

Wut ist nicht gefährlich. Trauer ist nicht giftig. Gefühle werden erst dann bedrohlich, wenn wir sie nicht fühlen. Wenn sie in uns steckenbleiben, wenn wir sie auf andere projizieren oder uns innerlich dafür verurteilen.

Im Grunde ist jedes starke Gefühl ein innerer Ruf:

"Sieh mich. Fühl mich. Erkenne mich als Teil von dir."

Viele von uns tragen unverarbeitete emotionale Ladung in sich – aus Kindheit, Trauma, Beziehung, Gesellschaft. Wenn sie sich zeigt, ist sie oft „too much“ für den Moment, in dem sie auftaucht. Deshalb ist es so wichtig, einen liebevollen Rahmen zu schaffen. Wir nennen das den heiligen Raum des bewussten Fühlens.

In unseren Retreats oder im therapeutischen Setting erlebt man etwas Erstaunliches: Sobald das Gefühl da sein darf – nicht gegen jemanden gerichtet, nicht unterdrückt – sondern bewusst und freiwillig gefühlt wird, verliert es seinen Schrecken. Es entlädt sich. Und was bleibt, ist Weite. Lebendigkeit. Kraft.

Wissenschaftlich betrachtet: Warum Fühlen heilt

Studien aus der Neurobiologie (u.a. von Stephen Porges zur Polyvagal-Theorie) zeigen, dass emotionale Selbstregulation nur dann gelingt, wenn unser Nervensystem Sicherheit erfährt. Das bedeutet konkret:

• Gefühle dürfen da sein – ohne Bewertung

• Wir erleben sie in einem Rahmen, der uns Co-Regulation oder Selbstregulation ermöglicht

• Wir erfahren uns nicht ausgeliefert, sondern handlungsfähig im Fühlen

Was wir immer wieder erleben:
Wenn Menschen lernen, sich freiwillig einem Gefühl zuzuwenden, erleben sie eine neue Dimension von Selbstwirksamkeit. Es ist kein Kontrollverlust – sondern ein bewusster Akt der Selbstliebe. Und genau das verändert alles.

Praktische Einladung: Rein und raus – das Gefühl bewegen

Fühlen muss nicht überwältigend sein. Es darf dosiert sein.
In unserem Ansatz – ob in den Retreats, im Onlinekurs New Beginning oder durch die Shaking Meditationen auf YouTube – geht es genau darum:

Das Gefühl bewusst aufsuchen – mit der inneren Haltung: Ich wähle, jetzt zu fühlen.

💨 Sich hineinbegeben – durch Bewegung, Atem, Präsenz, Körperbewusstsein.

🌱 Wieder herauskommen – über Erdung, Berührung, Stimme, Blickkontakt oder Stille.

Das Besondere daran: Wer das einmal erlebt hat, verliert die Angst. Man erkennt: Ich bin größer als das Gefühl. Ich überlebe es. Und nicht nur das – ich wachse daran.

Reflexionsimpulse für dich

1. Wo in meinem Leben habe ich Gefühle verdrängt oder zurückgehalten – aus Angst, andere zu verletzen oder die Kontrolle zu verlieren?

2. Wie wäre es, diesen Gefühlen heute freiwillig einen Raum zu geben – nicht im Drama, sondern in Liebe?

3. Kann ich mir erlauben, Wut als Kraft zu erleben und Trauer als Tiefe, die mich mit dem Leben verbindet?

    

Warum das Fühlen ein Akt der Friedensarbeit ist

Wenn du dich deinen Gefühlen zuwendest, arbeitest du nicht nur an dir selbst – du veränderst die Welt.
Denn nicht gefühlte Emotionen bleiben im kollektiven Feld hängen. Sie zeigen sich in Gewalt, Rückzug, Reizbarkeit, Depression, sozialen Spannungen.

Jedes Mal, wenn du dich entscheidest zu fühlen statt zu unterdrücken, heilst du einen Teil dieses kollektiven Schmerzes.
Du wirst zu einem Menschen, der präsent ist – auch mit Schmerz. Der da bleibt – auch wenn es schwer ist.
Und das ist vielleicht die radikalste Form von Liebe, die wir leben können.

🙏 Wenn du magst…

… dann begleite uns in diesem Prozess:

• In unserem Retreat “Coming Home – Breath, Shake & Touch” bieten wir genau diese Räume: sicher, klar, transformierend.

• In unserem Onlinekurs „New Beginning“ kannst du von zuhause lernen, Gefühle sicher zu fühlen.

• In unserer Coach-Ausbildung „Emotional Therapeutic Coach“ lernst du, Menschen (und dich selbst) auf diesem Weg zu begleiten.

Alle Infos findest du hier www.cominghome.ch  – oder auf unserem YouTube-Kanal.

Mit Herz und Dankbarkeit,
für deinen Mut, für dein Fühlen, für dein Sein.

In Liebe,
Pratibha & Kareem