Touching the Pain – Wie Trauma heilt 

Warum Berührung heilt

Trauma ist keine Ausnahme, sondern Teil unserer Menschlichkeit. Jeder Mensch trägt – sichtbar oder unsichtbar – Verletzungen, die sich in Körper, Denken und Verhalten manifestieren. Und doch geht es bei Heilung nicht nur darum, „etwas zu reparieren“. Sondern darum, sich in einem Raum wiederzufinden, in dem das, was eng ist, sich weiten darf. Wo Schmerz nicht analysiert, sondern berührt wird. Innerlich und äußerlich.

Wir nennen es „Touching the Pain“. Und das bedeutet: In Beziehung zu treten mit dem, was sich am meisten verschließt. Und dort etwas zuzulassen, was größer ist als unser Denken – Präsenz, Bewusstsein und echte Berührung.

Trauma ist Enge – im Körper, im Denken, im Handeln

Trauma ist nicht nur das, was passiert ist. Sondern das, was im Körper und Nervensystem zurückbleibt, wenn wir ein überwältigendes Ereignis nicht verarbeiten konnten.

Typische Anzeichen traumatischer Prägungen:

•  Körperlich: Verspannungen, Schmerzen, Taubheit, Atemeinschränkungen
•  Mental: Kreisen der Gedanken, Selbstkritik, Enge im Denken
•  Verhalten: Rückzug, Wiederholung von Mustern, Kontrolle

Diese Enge ist der „Schutzpanzer“, den unser System errichtet hat. Doch was einst ein Überlebensreflex war, wird später zum Gefängnis.

🧠 Wissenschaftlicher Bezug:

Trauma verändert nachweislich die Funktion des Nervensystems (vgl. Porges' Polyvagal-Theorie), insbesondere die Fähigkeit des ventralen Vagusnervs, soziale Verbindung und Sicherheit herzustellen. Der Körper reagiert in ständiger Alarmbereitschaft – auch wenn die reale Gefahr längst vorbei ist.

Heilung beginnt mit Fühlen – aber nicht mit dem Verstand

Der erste Schritt in unserer Arbeit ist nie das kognitive Verstehen. Sondern die Frage: Fühlst du es?

Wenn ein Mensch etwas nicht fühlt, ist keine echte Verarbeitung möglich. Fühlen heißt, da sein zu können, ohne zu fliehen. Es bedeutet, präsent zu sein mit der Enge, dem Schmerz, der Taubheit. Und genau hier beginnt die Öffnung.

„Wenn du den Schmerz nicht fühlst, kann ich nichts tun. Wenn du ihn berührst – innen wie außen – beginnt etwas sich zu bewegen.“

Warum wir Berührung brauchen

In jeder tiefen Session, in unseren Retreats oder im Alltag merken wir: Es gibt einen Punkt, an dem man allein nicht weiterkommt. Das Trauma will etwas von außen.

Es reicht nicht, sich selbst zu analysieren. Der Körper – als Träger des Schmerzes – braucht einen Kontakt, der nicht kontrolliert, sondern anwesend ist. Ein anderes Nervensystem. Einen Menschen, der nicht ausweicht.

„Das Trauma merkt sofort, ob du Angst hast. Es spürt, ob deine Intention Weite oder Kontrolle ist.“

Und genau deshalb ist Berührung – im tiefen Sinne – essenziell. Sie kann eine neue Erfahrung ins System bringen. Eine Erfahrung, in der Präsenz das ersetzt, was einst gefehlt hat: Sicherheit, Resonanz, echtes Gesehenwerden.

Fühlen ist eine Kunst – und eine Praxis

Wir kultivieren das Fühlen. Wir üben es wie eine Kunst. Und wir lehren es nicht nur, sondern leben es selbst.

Denn das Fühlen eines Gefühls – ob Schmerz, Angst, Wut oder tiefer Trauer – ist nicht dasselbe wie darüber zu reden. Es ist nicht dasselbe wie „es zu wissen“. Es ist ein direkter, körperlicher, energetischer Prozess. Und er ist oft unberechenbar.

Aber: Gefühle haben eine Wellenform. Sie beginnen, sie steigern sich, und – wenn wir ihnen Raum geben – lösen sie sich auf.

🔬 Parallele aus der Forschung:

Emotionen sind neurobiologisch etwa 60–90 Sekunden im Körper aktiv, wenn wir sie nicht unterdrücken oder „festhalten“. (Jill Bolte Taylor). Die verlängerte Dauer entsteht durch das Denken über die Emotion – nicht durch das Gefühl selbst.

Warum das Nichts der Schlüssel ist

Jenseits des Gefühls wartet das, was wir das Nichts nennen. Eine lebendige Leere. Ein Raum, in dem alles auftauchen – und sich wieder auflösen darf.

Wenn wir tief genug fühlen, kommt ein Moment, in dem das Ich still wird. In dem das, was wir für „uns“ halten, sich weitet. Genau hier geschehen oft die tiefsten Transformationen.

„Gefühle sind Wellen. Und am Ende jeder Welle wartet das Nichts – das, was wir wirklich sind.“

In unseren Retreats erleben Menschen oft, dass genau dieser Moment – das Aufhören des Gefühls, das Loslassen der Geschichte – tiefer wirkt als jede Methode.

Beziehung heilt – nicht Technik

Ein Trauma kann nicht einfach „wegmassiert“ werden. Es braucht Beziehung. Präsenz. Wahrhaftigkeit. Mut. Sowohl von dem, der berührt, als auch von dem, der sich berühren lässt.

„Wenn der Mensch nicht mitbekommt, dass da etwas loslässt – bleibt nichts.“

Nur wenn der Klient (oder du selbst) mitbekommst, was geschieht, kann das System es integrieren. Sonst bleibt es eine temporäre Entlastung – keine wirkliche Befreiung.

Das Ziel ist nicht das Gefühl – sondern das Danach

Viele denken: „Ich muss das Gefühl endlich loswerden.“ Aber das Ziel ist nicht die Wut, die Trauer oder die Angst. Das Ziel ist das Danach.

Was bleibt, wenn sich ein Gefühl vollständig entfaltet hat?
Was bleibt, wenn wir uns nicht mehr im Schmerz verlieren?
Was bleibt, wenn wir uns endlich sicher fühlen?

Antwort: Stille. Weite. Präsenz. Liebe. Leben.

Fazit: Heilung ist möglich – durch Fühlen, Beziehung und Präsenz

Trauma ist kein Endpunkt. Es ist ein Teil des Weges. Und jeder Schmerz, der wirklich berührt wird, führt dich näher zu dir selbst. Nicht zu einem besseren Ich – sondern zu einem freieren Sein.

Wenn du bereit bist, dich zu fühlen, zu erforschen, berühren zu lassen – und zu berühren – dann beginnt ein neuer Weg.
Ein Weg, auf dem Heilung nicht gemacht, sondern zugelassen wird.

Für dich zur Reflexion:

•  Welche Enge in deinem Leben könnte mit altem Schmerz zu tun haben?
•  Wo wartest du vielleicht noch darauf, dass jemand anderes dich berührt – statt dich selbst zu spüren?
•  Was passiert, wenn du ein Gefühl nicht verändern willst, sondern einfach nur dableibst?

Möchtest du in das Thema tiefer eintauchen besuche unser Art of Deep Bodywork Training & Emotional Therapeutic Training.

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Wir freuen uns dich kennen zu lernen

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